SCHÄRENGARTEN – Reif für die Insel Teil 2 – Schärenwelt vor Turku

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Die besten Entdeckungen macht man, indem man die Welt mit anderen Augen betrachtet. Marcel Proust (1871 – 1922)IMG_9048

Es ist noch nicht sehr lange her, da habe ich dich mitgenommen auf meine Reise in den Schärengarten vor Stockholm. Erinnerst du dich noch, als wir gemeinsam hier am Blog Sandhamn und Waxholm erkundet und die Stille dieser Inselwelt erkundet haben?IMG_8905

Heute machen wir einen Sprung über den Bottnischen Meerbusen nach Finnland. Dort findet sich im Südwesten des Landes vor der Küste ebenfalls eine riesige Schärenwelt mit 20.000 – 50.000 Inseln (so ganz einig ist man sich nicht, was noch Felsen ist und was sich schon Insel nennen darf – auf jeden Fall sind es viiiiiele!).

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Schrägarten-Ringstrasse ©www.saaristo.org

Die Größten davon sind durch die 200 km lange Ringstraße – der Skärgårdens Ringväg oder Saariston Rengastie – miteinander verbunden (aufgrund der Zweisprachigkeit in dieser Region ist alles sowohl auf Schwedisch als auch auf Finnisch beschriftet). Im August 2015 machte ich mich mit den Halbstarken auf den Weg, diese Inselwelt für uns zu entdecken.

August, das bedeutet in Finnland bereits Nachsaison und so staunten wir nicht schlecht, wie einsam es auf den einzelnen Inseln bereits war. Wir wollten unbedingt das „Naturfeeling“ genießen, weshalb wir uns entschlossen haben, im Zelt zu nächtigen. In Finnland gilt ja, wie in den anderen nordischen Ländern auch, das Jedermannsrecht, das besagt, dass es jedem Menschen gestattet ist, die Natur zu genießen und ihre Früchte zu nutzen, unabhängig davon, wem das Land gehört. Was nicht eingezäunt ist, darf von jedem betreten werden und mit entsprechendem Abstand zu anderen Grundstücken darf man dort auch, solange man alles achtet und nichts zerstört, auch in freier Natur übernachten. Klingt doch cool, oder?

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Das Pflücken von Beeren und Pilzen ist aufgrund des Jedermannrechts überall erlaubt.

Begonnen hat unsere kleine Rundreise in Naapali, wo wir den Moomins einen Besuch abgestattet haben. Kannst du dich noch an die drolligen Gesellen erinnern? Ich kenne sie aus meinen Kindertagen, den Halbstarken waren sie eigentlich gar kein Begriff, was sich aber schnell änderte, als wir das Moominland besuchten. Sooo süß, sag ich dir! Die Kinder fanden’s ursprünglich wohl eher etwas peinlich (vor allem das Fotoshootings mit den pelzigen Gesellen hat ihnen gar nicht behagt…), aber dann haben sie es doch genossen, in diese Märchenwelt einzutauchen. „Action“ wie in den großen Vergnügungsparks gibt es dort zwar nicht, dafür aber ganz viel Fantasie, Geschichten und Träumereien. Es ist schon eine ganz eigene Welt für sich – die Welt der Moomins eben.

Von Insel zu Insel fuhren wir gegen Abend weiter nach Kustavi, ganz im Westen des Archipels, wo wir das erste Mal unser Zelt aufschlugen. Erst mal wollten wir uns auf einem Campingplatz niederlassen, bevor wir uns ans Wildcampen wagten. Nun ja, im Endeffekt war beides annähernd dasselbe, waren wir doch die einzigen Gäste weit und breit! Nachsaison eben schon… Das machte uns aber gar nichts, so konnten wir in aller Ruhe auf einem Felsen mit Blick übers Meer (und den Sonnenuntergang) mit unseren „Tankstellentrillern“ Würstchen grillen, ungeniert baden und die Campingplatz-Sauna hatten wir auch ganz für uns allein.

Das mit den Saunen ist ja in Finnland überhaupt so eine Sache! Ohne Sauna geht es GAR NICHT. Wirklich gar nicht, das gehört für die Finnen dazu, wie die tägliche Dusche. Die kleinste Wohnung hat eine Sauna integriert (manchmal so klein, dass nur 1 Person rein passt, aber besser eine kleine als keine Sauna!) und so hatte natürlich auch unser Campingplatz Lootholma einen zu bieten – ganz für uns allein!

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Die nächsten Tage haben wir es einfach genossen, die umliegenden Inseln zu erkunden. Beschauliche Dörfer wechseln sich mit endlosen Wäldern ab.

Die einzelnen Inseln sind teils mit Brücken, teils mit Fähren miteinander verbunden, das „Inselshopping“ funktioniert also tadellos, auch wenn man manchmal ein bisschen Geduld mitbringen muss. Ganz kleine Fähren transportieren oft nur 5 Autos auf einmal, wenn ein Traktor übersetzen will, dann bedarf das einer eigenen Fahrt. Eilig darf man es also nicht haben, aber diese Gemütlichkeit und Ruhe ist ja auch einer der Gründe, warum man sich in die Inselwelt hinaus begibt.IMG_8801

Auf unserem nächsten Campingplatz trafen wir beim abendlichen Grill – es gibt auf jedem Campingplatz eine Feuerstelle, wo man ganz nach Lust und Laune gemeinsam Feuer machen kann (herrlich übrigens für meine beiden Pfadfinder…) – einen jungen  Mann, der die ganze Ringstraße zu Fuss zurücklegen wollte. Eine spannende Sache, allerdings hat er uns von seinen Wildcamping-Erfahrungen berichtet und von Wölfen erzählt, die er nachts angetroffen hat. Nun ja, was soll ich euch sagen… Ich war heilfroh, dass auch die Begeisterung der Halbstarken für Übernachtungen ein der freien Wildbahn dadurch etwas eingebremst war und wir uns somit auf weitere Nächte auf zivilisierten Campingplätzen einigen konnten. Ich mag’s ja schon gerne ein bisschen abenteuerlich, aber Wölfe in der Nacht… na, ich weiß nicht…IMG_8965

Auch wenn die einzelnen Inseln des Archipels teilweise nur sehr dünn besiedelt sind, so finden sich dort viele Dinge, die man dort unternehmen bzw. besichtigen kann. Als sehr schön ist uns eine Wanderung auf Mossala in Erinnerung, die uns bis zu einem Aussichtsturm führte. Der Blick von dort über die Schären war wirklich bezaubernd!IMG_8914

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Herrlicher Blick über die Schären vom Aussichtsturm auf Mossala

Während am Anfang unserer Reise jede Fahrt mit der Fähre für uns ein kleines Abenteuer war, wurden wir im Verlauf schon ganz cool und routiniert darin und haben die Überfahrten wirklich genossen. Die meisten Fähren sind übrigens kostenlos, lediglich 2 Mal mussten wir auf der ganzen Rundfahrt bezahlen.

Der einzige Nachteil, dass wir erst in der Nachsaison reisten war, dass manche Tourismusbetriebe schon geschlossen hatten. Wahnsinnig gerne hätten wir eine Kajak-Fahrt unternommen, die Verleihstellen hatten allerdings allesamt schon „Wintersperre“ bzw. waren nur mehr am Wochenende besetzt. Eine Radtour über die Inseln war aber nicht weniger idyllisch und ein bisschen rudern konnten wir trotzdem, boten doch viele der Campingplätze kostenlose Ruderboote zum Verleih an.IMG_9049

Einer der schönsten Campingplätze, auf denen wir uns niedergelassen haben war übrigens Homestead im kleinen Dorf Grännas. Soooo idyllisch – und ganz stilecht mit Plumpsklo und der obligaten Sauna…

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Frühstück am Steg vor der Sauna
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Idyllische Fahrt mit dem Ruderboot

Auch kulinarisch ließen wir uns – zusätzlich von unseren eigenen mehr oder weniger geglückten Drillversuchen – verwöhnen. Herrlichen Fisch findet man überall, aber auch Fleischgerichte und Süßspeisen gibt es in großer Auswahl.IMG_1869

Nur der finnische Filter-Kaffee lässt etwas zu wünschen übrig – zumindest wenn man aus Wien kommend kaffeetechnisch einfach ein bisschen wählerisch geworden ist.IMG_9002

Die Schären sind ein Seglerparadies schlechthin. Auch wenn die einzelnen Inseln mittels Fähren oder Brücken gut erschlossen sind, Inselshopping mit dem eigenen Segelboot bietet sich hier geradezu an. Jedes kleine Dorf hat einen Seglerhafen und wir haben es genossen, das emsige Treiben zu beobachten und den Schiffen beim ein- und auslaufen zuzusehen.IMG_9003IMG_8929

Wir haben 8 Tage im Schärengarten vor Turku verbracht und haben jeden einzelnen Tag genossen. Wir haben aber bei weitem nicht alles gesehen und erlebt, vor allem die ganz äußeren Inseln mussten wir aus Zeitmangel leider auslassen. Für wanderlustige Menschen gäbe es auch noch unzählige Routen mit herrlichen Ausblicken, wo man so richtig schön die Seele baumeln lassen kann und für größere Radtouren bietet sich die Inselwelt ja geradezu an.IMG_1866

Die Schären sind nichts für Leute, die es eilig haben, sondern für solche, die einfach mal die Zeit vergessen und nur die Umgebung auf sich wirken lassen wollen. Wir haben dort einen wunderschönen und sehr entspannten Urlaub  wie im Bilderbuch verbracht – nicht zuletzt deshalb, weil uns der Wettergott hold war und uns  über eine Woche lang herrlichsten Sonnenschein beschert hat.IMG_8767

Mein Archipelago-Tipp: Beinahe jedes Dörfchen hat einen Seglerhafen. Dort lässt es sich gemütlich sitzen und bei einer Tasse Kaffee den Booten zusehen. Besonders angetan hat uns das Strandcafé im Hafen von Nago – dort fanden wir nämlich angeschlossen einen kleinen Souvenirläden mit allerlei maritimen Dekorationen. Und Fahrräder ausborgen kann man dort auch.

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8 comments on “SCHÄRENGARTEN – Reif für die Insel Teil 2 – Schärenwelt vor Turku”

    1. Danke 😉 Ja, auf Åland war ich auch mal, das liegt allerdings schon länger zurück. Bin damals mit Freunden von Stockholm nach Mariehamn gefahren und kann mich noch sehr gut an all die Ami-Schlitten erinnern, die dort herumfahren (das dürfte dort irgendwie „hip“ sein…). Ich möchte unbedingt mal wieder hin und ein bisschen mehr von dort sehen. Warst du mal dort?
      Liebe Grüße, Christina

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      1. Es ist für kommendes Jahr angedacht. Wir wollen mit dem WoMo durchs Baltikum, anschließend über St. Petersburg und Helsinki. Der weitere Weg geht dann mit der Fähre von Turku nach Stockholm mit Zwischenstop in Mariehamm. Von dort aus mehr oder weniger zurück nach Hause. So ist zumindest mal der aktuelle Planungsstand, kann sich natürlich noch ändern.

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