SPITZBERGEN – Mit dem Snowmobil durch die unendliche arktische Weite

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Wenn du Einsamkeit nicht ertragen kannst, dann langweilst du vielleicht auch andere. Oscar Wilde (1854 – 1900)

Tag 2 unserer Spitzbergenreise überraschte uns mit herrlichem Sonnenschein. Laut Wettervorhersage sollte das auch der schönste Tag unserer Reise werden, sodass wir für diesen Tag eine Schneemobil-Tour buchten, die retrospektiv gesehen auch der Höhepunkt der Reise werden sollte.IMG_3089

Gebucht haben wir diesen Ausflug über Hurtigruten Svalbard erst am Vortag, was aber problemlos klappte. Zum Glück ist die Zahl der Touristen auf Spitzbergen noch sehr überschaubar, sodass wir problemlos an all den Aktivitäten teilnehmen konnten, die wir uns ausgesucht hatten. Wir wurden – wie bei allen anderen Ausflügen auch von unserem Guide, einer kleinen zierlichen Dame namens Merte – direkt im Hotel abgeholt, danach gab es eine Einschulung zum Gebrauch der Snowmobiles und als alle Tour-Teilnehmer ihren Führerschein vorgezeigt hatten (es gab einen extra dafür abgestellten Polizisten, der sich allen Ernstes draußen in den Fjorden aufhielt und die Fahrlizenzen kontrollierte!! Ohne Führerschein, kein Showmobil!!!) wurden wir mit richtigen Polaranzügen, dicken Stiefeln, Handschuhen, Hauben und Helmen ausgestattet. Und dann ging es auch schon los!!!IMG_2984

Anfangs waren wir noch etwas vorsichtig, aber schon nach kurzer Zeit hatten wir uns an unser Fahrzeug gewöhnt und trauten uns immer mehr Gas zu geben. Helga und ich teilten uns ein Snowmobil, sodass jede von uns mal als Co-Pilot durch die Gegend gefahren wurde und die beeindruckende Landschaft so richtig genießen konnte, danach wechselten wir und konnten unsere Fahrkenntnisse austesten. Wer ein bisschen Mofa oder Motorrad-Erfahrung hat, freundet sich sehr rasch mit diesem anfangs etwas eigenartigen Gefährt an und es macht so richtig Spaß über Schnee und Eis zu düsen! Genauso schön ist es aber auch, einfach nur da zu sitzen und das Wahnsinns-Panorama auf sich wirken zu lassen.IMG_2934

Unser Ziel war der Tempelfjord mit seinen beeindruckenden Gletschern – etwa 170 km wollten wir an diesem Tag zurücklegen. Und die Zeit verging wie im Flug! Dank unserer tollen Ausrüstung war’s auch wirklich überhaupt nicht kalt (zumindest nicht, solange man nicht unendlich viele Fotos machen wollte und immer wieder die Hände aus den dicken Handschuhen rausgeben musste…). Merte war für alle Eventualitäten top ausgerüstet, man weiß in dieser Gegend ja wirklich nicht, ob es sich der Wettergott nicht doch zwischendurch anders überlegte und man nicht mehr weiterfahren konnte. So hatte sie von ausreichend Essen über Campingkocher bis zu Zelten, GPS Geräten, Erste-Hilfe-Ausrüstung, dem notwendigen Gewehr und Reserve-Benzin alles mit dabei!IMG_E3046

Und sie kannte die Fjorde wie ihre Westentasche! Was für uns so wirkte, als würde sich die Landschaft doch irgendwie wiederholen, als wäre ein Fjord dem nächsten sehr ähnlich, all das war für sie wohlbekanntes Terrain und so baute sie in unsere Tour regelmäßige Stops ein, um uns auf die Besonderheiten der Gegend aufmerksam zu machen. Und noch etwas wollte sie uns zeigen und wir hofften so sehr, dass es klappen würde: eine Eisbärenmutter mit ihren 2 Jungen sollte sich in dem Fjord herum treiben, sie war erst am Vortag dort gesichtet worden.

Zeichen der Zivilisation finden sich in dieser Gegend kaum, lediglich die Spuren vorangegangener Snowmobil-Touren konnten wir manchmal entdecken. Und irgendwann, nach vielen, vielen Kilometern endloser weißer Weite tauchte plötzlich eine Hütte aus dem Nichts vor uns auf, Fredheim. Die hatte der Jäger Hilmar Nøis einst dort errichtet und er verbrachte mit seiner Frau mehrere Winter dort. Angeblich hat sie sogar ein Kind dort geboren und immer noch gibt es viele Legenden um diesen Platz.IMG_E2955

Die die Hütte herrlich in der Sonne lag, bot sie sich für unsere Mittagsrast wunderbar an. Merte lud daher ihr Gewehr, steckte es neben sich in den Schnee und  hielt uns erst dann an, sich mit ihr niederzulassen. Der Respekt der Menschen auf Spitzbergen vor den Eisbären ist groß und man ist sich der Gefahr, die von ihnen ausgehen kann – insbesondere im Frühjahr, wenn die Mütter mit ihren Kindern erstmals aus ihrer Wurfhöhle kommen und quasi einen Bärenhunger haben – durchaus bewusst. Nicht umsonst gilt auf der Inselgruppe das Gesetz, dass man sich außerhalb der großen Siedlungen nur bewaffnet fortbewegen darf.

Unser Mittagessen war etwas skurril und gewöhnungsbedürftig, bestand es doch aus „Trockenfutter“ der verschiedensten Geschmacksrichtungen, das man nur mit dem mitgebrachten heißen Wasser aufgießen und etwas ziehen lassen musste, aber ich muss zugeben, es schmeckte richtig gut! Und irgendwie passte so ein „Turmat“ ja auch wirklich gut zu unserer kleinen Expedition!IMG_3102

Da das Eis in den Fjorden noch sehr dick war – auch das wurde von Merte überprüft, indem sie mit einem Eispickel einfach ein Loch in die Eisdecke schlug – konnten wir mit unseren Schneemobilen direkt quer über den Fjord sausen, es trug uns mühelos!IMG_2986

Am Ende des Fjordes erwarteten uns die Ausläufer des Tunabreen-Gletschers in leuchtendem Blau. Gletschereis wird aufgrund des Gewichtes der Eismassen so fest zusammen gepresst, dass es seine Zusammensetzung ändert und daher so intensiv blau schimmert. Wieder was gelernt – und das in der völligen Einöde…IMG_3011IMG_3020

Immer wieder hielten wir an, um nach der Eisbären-Mutter und ihren Kindern Ausschau zu halten, aber sie wollte sich tatsächlich nicht blicken lassen… Oder doch???  Nein, es blieb bei dieser inszenierten Aufnahme und ich weiß nicht recht, ob es nicht auch besser so war, sicher ist sicher. Immerhin wurde 2014 tatsächlich mal ein Tourist von einem Bären getötet… Aber irgendwie… gerne gesehen hätte ich so ein majestätisches Tier natürlich andererseits schon gerne …IMG_2948

Auf unserer Rückfahrt nach Longyearbyen präsentierten sich uns jedoch noch wunderschöne Rentiere und die sind auch gar nicht so scheu. Keine Ahnung, wie sie es schaffen, den langen Winter in dieser kargen Umgebung zu überstehen, aber offenbar klappt es, indem sie sich den Sommer über eine ordentliche Speckschicht zulegen.IMG_3098

Die 8 Stunden, die wir auf unserer Tour unterwegs waren, vergingen wirklich wie im Flug und sie hätten ruhig auch noch etwas länger dauern dürfen, wir konnten uns an der wunderschönen Landschaft wirklich kaum sattsehen und haben dieses einmalige Erlebnis absolut genossen.

Hast du schon gehört, welche Besonderheiten Spitzbergen bereit hält und was es so einzigartig macht? Hier kannst du nachlesen, was man an Einzigartigkeit dort findet bzw. was wir sonst noch alles im Hohen Norden erlebt haben…

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