Der Mensch kann sich besser in einem kleinen Häuschen einrichten, als in einem großen Schloss. Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828 – 1910)
Abgesehen vom Katharinenpalast, den ich dir in meinem letzten Beitrag ja schon vorgestellt habe, gibt es noch ein weiteres, großartiges Schloss in der Umgebung von St. Petersburg, das du dir auch keinesfalls entgehen lassen darfst: Schloss Peterhof. Bitte frage mich nicht, für welches ich mich entscheiden würde, wenn ich nur eines besichtigen könnte – ich weiß es wirklich nicht. Jeder Palast ist auf seine eigene Art absolut sehenswert und ich bin froh, dass wir die Zeit hatten, beiden einen Besuch abzustatten. Es gibt viele Anbieter in St.Petersburg, die Tagesausflüge zu den Palästen organisieren. Entspannter und individueller besuchst du diese natürlich auf eigene Faust – und das ist auch ohne Russischkenntnisse gar nicht kompliziert. Wir haben zudem die Erfahrung gemacht, dass die Einheimischen wirklich sehr freundlich waren und uns immer weiter halfen, auch wenn es manchmal nur mit Händen und Füßen ging…
Schloss Peterhof, oder das „russische Versailles“, wie es auch genannt wird, wurde einst von Zar Peter dem Großen in Auftrag gegeben und war anfangs ein bescheidenes Schloss, bevor es der Zar für Katharina die Große in seiner vollen Pracht ausbauen ließ. Der Palast sollte groß und prunkvoll werden, ähnlich dem Schloss Versailles in Frankreich, um die Macht des Zaren zu demonstrieren und seinen Stolz über den Sieg über die Schweden bei der Schlacht von Poltawa zur Schau zu stellen. Russland war zu dieser Zeit auf dem Weg, eine Weltmacht zu werden und das sollte auch in seinen Prunkbauten zum Ausdruck kommen.
Und dieses Vorhaben ist ihm absolut gelungen. Peterhof wurde nach und nach ausgebaut und zählt zu den eindrucksvollsten überhaupt. Nicht zuletzt deshalb wurde es 1991 als Weltkulturerbe unter den Schutz der UNESCO gestellt.
Die Innenausstattung muss prachtvoll sein – uns blieb ein Besuch der Räumlichkeiten leider verweht, da das Schloss aufgrund einer Privatveranstaltung ausnahmsweise früher als geplant für Besucher geschlossen wurde. Und obwohl knapp vor uns noch Führungen los starteten, die regeltreuen Russen kannten da kein Pardon und ließen uns tatsächlich nicht mehr hinein.
Auch wenn wir darüber kurz traurig waren, so entschädigte uns ein Besuch der Außenanlagen rasch für diese kleine Enttäuschung. Der Park alleine ist soooo riesig und beeindruckend, dass allein dieser eine Fahrt nach Peterhof mehr als rechtfertigt. Auch dieser ist der Gartenanlage von Versailles nachempfunden und steht dieser um nichts nach.
Herzstück des Parks ist die Kaskade, die den oberen mit dem unteren Garten verbindet. Eine Ansammlung goldener Statuen ziert den riesigen Brunnen, in dem das Wasser über mehrere Ebenen nach unten fließen kann.
Der Park ist durchzogen von einem Kanal, der direkt in den Bottnischen Meerbusen mündet. Da wir ja im Winter dort waren, konnten wir das tief zugefrorene Meer bewundern, das eine ganz eigene, fast mystische, Stimmung verbreitete. Im Sommer legen am Kai dort die Ausflugsboote an, die einen direkt aus der Stadt nach Peterhof bringen und man kann die Besichtigung des Parks von dieser Seite beginnen. Ein kleines Café direkt an der Anlegestelle lädt zum Verweilen ein.
Im ganzen Park verteilt findet man unzählige Brunnen, als Ausdruck für die wichtige Bedeutung, die das Element Wasser für Peter den Großen hatte. Kleine Pavillons sind ebenfalls überall verteilt und etwas östlich der Schiffsanlegestelle findet man die Villa Monplaisir, in die sich der Zar gerne zurück zog. Sehr beeindruckend fanden wir auch die Palastkirche mit ihren goldenen Zwiebeltürmen!
Man kann einen ganzen Tag in Peterhof verbringen, ohne dass man alles gesehen hat und ohne dass einem langweilig wird. Für das „Kurzprogramm“ empfehle ich dir aber auf jeden Fall 2 Stunden für den Park und 1 Stunde für den Palast einzuplanen, damit du dich in Ruhe umsehen kannst.
Praktische Informationen:
Anreise: von Mai bis September mit dem Peterhof-Express Boot, dass vom Marineamt im Stadtzentrum St.Petersburgs ablegt. Das ist sicher die schönste, aber leider auch teuerste Variante, Peterhof zu erreichen (Preis 2018: 500 – 800 RUB = ca. 7 bis 12 € für 1 Strecke). Günstiger und ebenfalls sehr unkompliziert gehts mit den Buslinien 300, 404 oder 404A (70 RUB = ca. 1 €), die ab der U-Bahn-Station Avtovo (eine wunderschön gestaltete Station, die man ohnehin gesehen haben sollte…) regelmäßig abfährt. Die Fahrtzeit beträgt etwa eine 3/4 Stunde und der Bus hält am oberen Ende des Schlossparks. Es gibt auch eine Zugverbindung bis ins Zentrum der Stadt Peterhof, von dort muss man allerdings noch einen Bus bis zum Palast nehmen oder etwa 1/2 Stunde zu Fuß gehen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10.30 – 18 Uhr, wobei für Individualbesucher bei großem Andrang eingeschränkte Besuchszeiten gelten und diese auch wechseln können. Auch die Eintrittspreise sind je nach Saison unterschiedlich, angepasst an das Touristenaufkommen. Sehr schöne und detaillierte Informationen findest du hier. Im Winter ist zum Beispiel der Besuch des Parks frei, während man im Sommer für den unteren Park Eintrittsgeld bezahlen muss. Insgesamt sind die Preise in Russland aber leistbar.
Was du keinesfalls verpassen darfst:
2 comments on “PETERHOF – der Zar ließ sichs was kosten…”