Das Geheimnis des menschlichen Lebens liegt nicht im bloßen Leben, sondern im Sinn des Lebens. Fjodor Dostojevski (1821 – 1881)
Die Hauptreisezeit für St. Petersburg beginnt Ende Mai, wenn die Temperaturen im Norden wärmer, die Nächte länger und die Abende milder werden. Einen besonderen Reiz hat die Stadt aber auch im Winter, wie ich gerade eben selbst erleben durfte.
Schon lange stand St. Petersburg schon auf meiner Reise-Wunsch-Liste und endlich habe ich es gemeinsam mit meiner liebsten Ex-Schwägerin Karin geschafft, diese wunderschöne Stadt kennenzulernen und gleichzeitig zu erfahren, wie sich ein richtiger russischer Winter anfühlt.
St. Petersburg war toll! Es war beeindruckend, prunkvoll und glamourös. St. Petersburg ist glänzend und bunt, ein bisschen „über-drüber“ und einfach wunderbar. Eine Stadt, die sich tief einprägt und die man so schnell nicht wieder vergisst. Eine Stadt, die zu entdecken ich dir absolut empfehlen kann.
Leider kann man Russland nicht mal „eben so“ bereisen, man braucht nämlich (zumindest als österreichischer oder deutscher Staatsbürger) ein Visum, welches du über die russischen Botschaften zwar relativ unkompliziert erhält, für das du aber zumindest 10 Tage Bearbeitungszeit mit einberechnen musst. Ist das einmal geschafft, dann steht deiner Reise nichts mehr im Wege. Direktflüge ab Wien sowie vielen deutschen Flughäfen gibt es täglich, die Grenzkontrolle in Russland war für uns schnell und absolut problemlos. In St. Petersburg nimmst du entweder den Bus Nr. 39 ins Stadtzentrum, oder du gönnst dir ein Taxi, welches um ca. 15 € (ein bisschen verhandeln lohnt sich auf jeden Fall, denn wie überall wird auch hier versucht, aus den Touristen das „große Geschäft“ zu machen…)
Unser Hotel Golden Triangle lag direkt im Zentrum, in einer Seitenstraße des Nevski Prospekt und ich kann es dir nur wärmstens empfehlen. Da wir außerhalb der Hauptsaison dort waren, hat es uns auch preislich mehr als begeistert. Die Zimmer sind schön und geräumig, das Frühstücksbuffet top und die Lage im Herzen der Stadt ermöglicht dir, fast alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erreichen.
St. Petersburg hat 3,5 Millionen Einwohner und ist auf den ersten Blick riesig, der für Touristen interessante Teil ist dann aber doch irgendwie überschaubar. Wir haben eigentlich alles (außer Peterhof und den Katharinenpalast) zu Fuß erkundet und dabei – weil wir den Stadtplan ja offenbar nicht immer gaaanz richtig gehalten haben – auch etliche etwas abgelegenere Ecken der Stadt entdeckt. Diesbezüglich gleich mal vorne weg: wir haben uns in St. Petersburg tagsüber total sicher gefühlt. Abends gilt natürlich, wie überall, etwas Vorsicht walten zu lassen, aber Einheimischen zufolge kann man sich in der Innenstadt auch abends recht frei bewegen.
St. Petersburg ist von vielen Kanälen durchzogen (wie wir gelernt haben, war das Gebiet, auf dem die Stadt erbaut wurde, früher Sumpfgebiet, sodass man die Kanäle brauchte, um die Stadt trocken zu legen), was der Stadt eine sehr gemütliche Atmosphäre verleiht. Zusätzlich findest du dort die Newa, die uns total beeindruckt hat, weil sie, ebenso wie die Kanäle, jetzt im Februar zugefroren war und wir „einfach so“, wie die Einheimischen, drüber laufen konnten. Mit einem bisschen Respekt zwar, aber immerhin. Cool, oder? Ab dem Frühjahr werden Kanalfahrten angeboten, die überall wärmstens empfohlen werden, da sie eine schöne Art darstellen, um die Stadt aus einer anderen Perspektive kennenzulernen…
St. Petersburg ist geprägt von der Herrschaft der russischen Zaren, die sich in der Stadt vielerorts verewigt und das Stadtbild enorm geprägt haben. Es gäbe wohl nicht so viel Prunk und Gold überall, hätten nicht die Peter der Große und Katharina die Große ihr Finger im Spiel gehabt und St.Petersburg zu dem gemacht, was es ist: eine beeindruckende Großstadt mit einer einzigartigen und sehr reichen Architektur und unzähligen Denkmälern, die an ihr Schaffen erinnern.

Das wohl imposanteste Gebäude der Stadt ist die sogenannte „Blutkirche“ mit ihren bunten Zwiebeltürmen. Genau so stellt man sich die Architektur in Russland vor, nicht wahr? Auch von innen ist die Kirche auf jeden Fall einen Besuch wert, ist sie doch voll mit wunderschönen, hauptsächlich blau-goldenen Mosaiken.

Gleich danach (in der historischen Bedeutung wahrscheinlich noch davor) kommt die berühmte Eremitage – „die“ Kunstsammlung schlechthin. Die Eremitage ist riiiiesig und absolut imposant. Sowohl von außen, als auch von innen! Und wenn ich imposant sage, dann meine ich das auch so! Nicht nur die Kunstschätze, die man dort findet, sind beeindruckend, sondern das ganze Gebäude an sich. Der Eintritt ist mit umgerechnet ca. 10 € durchaus erschwinglich und du solltest dir einen Besuch keinesfalls entgehen lassen. Man könnte wohl eine ganze Woche in dem Museum verbringen und hätte immer noch nicht alles gesehen, aber um sich einen Eindruck zu verschaffen, reichen auch ein paar Stunden aus. Angeblich leben unzählige Katzen in der Eremitage – uns haben sie sich aber leider nicht blicken lassen…
Die Eremitage liegt direkt an der Newa – und gleich gegenüber findest du die sogenannte Haseninsel mit der Peter- und Paul-Festung, mit dem hohen, spitzen Kirchturm ist sie nicht zu verfehlen. Man kann durch die Festung durch gehen, oder an einem Weg am Wasser außen herum, so wie wir es gemacht haben.

Obwohl es an diesem Tag -6° hatte und zwar sonnig, aber klirrend kalt und windig war, fanden wir dennoch etliche Einheimische, die sich dort gesonnt haben und angeblich auch in einem Wasserloch schwimmen waren. Brrrrr! Direkt vor der Haseninsel liegt übrigens ein altes Holzschiff, das sowohl ein Restaurant als auch ein Fitnessstudio beherbergt, The Flying Dutchman. Unbedingt vorbei schauen und einen der köstlichen Tees probieren – das Lokal ist entzückend!
Der Hauptboulevard St. Petersburgs ist der Nevskiy Prospekt, der sich quer durch die Innenstadt zieht, und man sollte ihn zumindest einmal auf und ab gelaufen sein. Man kommt dabei unweigerlich an der Kasaner Kathedrale vorbei, die durch ihren runden Säulengang und die große Parkanlage imponiert. Direkt gegenüber findet sich das Singer Haus mit der Weltkugel auf der Spitze. Dieses verdient ebenfalls Beachtung, beherbergt es doch eine riesige Buchhandlung sowie ein nettes Café im 1. Stock, von dem aus man einen tollen Blick auf die Kathedrale hat.
Ein wunderschönes Gebäude, das mit seiner Goldkuppel ziemlich an den Petersdom in Rom erinnert, ist die Isaakskathedrale. Was du hier keinesfalls verpassen darfst, ist der Aufstieg auf die Kolonnade, den Säulengang. Der Blick über die ganze Stadt ist atemberaubend. Wir waren gleich ganz am Anfang dort, sodass es eine gute Gelegenheit war, uns gleich einmal einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Die 262 Stufen sind leicht zu bewältigen – man muss dabei nicht mal wirklich schwindelfrei sein…

Unglaublich schön fanden wir auch das Fabergé-Museum, wo wir die berühmten filigranen Eier und viele andere unglaublich hübsche, kunstvolle Vasen, Teller, Schüsseln etc. bewundern konnten. Hübsch, hübsch…
St. Petersburg ist eine Stadt, in der sich vieles hinter den Fassaden abspielt, wie uns ein Bekannter erzählt hat, den wir in der Stadt getroffen haben. Was damit gemeint ist? Schau mal in die Hinterhöfe und sei neugierig, was es dort zu entdecken gibt. Gleich gegenüber der Blutkirche zum Beispiel befindet sich ein riesiger Hof, in dem man etliche Clubs und Discos sowie ein ganz ein cooles Museum findet: das Museum der Sowjetischen Spielautomaten. Für etwa 7 € Eintrittsgeld bekommt man 15 Spieljetons, mit denen man die alten Automaten auch gleich ausprobieren kann. Ich hatte eine wahre Glückssträhne dort!!!
Absolut cool fanden wir übrigens auch das Golitsyn Loft (Adresse: Nab. reky Fontanky 20), einen revitalisierte Abbruchkomplex, den man NIE betreten würde, wüsste man nicht, was sich hinter der bröckeligen Fassade verbirgt. Hier liegt beinahe eine kleine Stadt versteckt mit unzähligen Bars, Cafés, Restaurants, Shops, Beautisalons, Tattoo-Studios und Gallerien, die auf verschiedene Gebäude und etliche Etagen verteilt sind. Ein herrliches georgisches Abendessen wurde uns dort im Restaurant Kazbegi serviert – absolut empfehlenswert. Eine sehr interessante Geschäftsstrategie hat das Anti-Café Tsiferburg. Dort kann jeder Besucher machen, was er will, man darf auch die Küche benutzen oder einfach nur herumlungern. Bezahlt wird dort lediglich für die Zeit, die man im Lokal verbringt. Wirklich spannend und absolut einen Besuch Wert!
2 absolute „must sees“ in St. Petersburg befinden sich vor den Toren der Stadt: die Schlossanlage Peterhof, die sogar zum UNESCO Welterbe gehört, und der Katharinenpalast mit seinem imposanten Bernsteinzimmer. Beides kannst du sowohl im Rahmen einer geführten Tour, als auch ganz leicht individuell besuchen, es gibt zu beiden Orten regelmäßige Busverbindungen. Wir haben das Bussystem zwar nicht ganz durchschaut, aber glaube mir, es funktioniert. Irgendwie. Und das gar nicht so schlecht…
Peterhof präsentierte sich uns übrigens absolut zauberhaft bei strahlendem Sonnenschein und total verschneit. Da es direkt am Bottnischen Meerbusen liegt und auch das Meer zugefroren war, sah das echt ganz, ganz wunderschön aus! Bestimmt hat es aber auch im Sommer seinen Reiz, wenn dort alles blüht und die vielen Springbrunnen in Betrieb sind. Näheres zu unserem Ausflug nach Peterhof findest du hier.
Der Katharinenpalast ist ein Prachtstück für sich. Hier befand sich ja einst das Bernsteinzimmer, das im 2. Weltkrieg gestohlen wurde, als die Wandvertäfelungen in Sicherheit gebracht werden sollten, und seitdem verschollen ist. Es wurde jetzt aber originalgetreu nachgebaut und man kann es wieder besichtigen. Einen etwas ausführlicheren Bericht über die Prunkbauten gibt es in den nächsten Tagen hier in einem eigenen Beitrag…
Was du dir auch nicht entgehen lassen sollst, ist eine Fahrt mit der Metro. St.Petersburg hat eine der ältesten U-Bahnen der Welt und eine, mit den schönsten Stationen. Und sie liegt so tief unter der Erde, dass alleine die Fahrt mit der Rolltreppe bis zum Bahnsteig ein Erlebnis ist. Absolut sehenswert sind die Stationen Avtovo, Kirovsky Zavod oder Narvaskaya, du wirst aber fast überall Besonderheiten entdecken.
Du siehst also, unsere Reise ins winterliche St.Petersburg war ein voller Erfolg, auch wenn wir ohne einen Zaren zurück gekommen sind. Aber die Stadt ist sooo groß und vielfältig, dass man durchaus einen Zweitbesuch ins Auge fassen kann – und vielleicht klappts‘ ja dann…
Vielleicht hast du ja noch mehr Lust, den Osten Europas zu entdecken? Wie wäre es denn damit:
- SIEBENBÜRGEN – auf den Spuren von Graf Dracula
- TRANSNISTRIEN – nie was von gehört, oder??
- RIGA – ganz viel Jugend & Stil
- MOLDAWIEN – eine Reise in das ärmste Land Europas
2 comments on “ST.PETERSBURG – Prunk und Glanz – und die Suche nach dem Zaren”