Reisen ist fatal für Engstirnigkeit, Bigotterie und Vorurteile. Mark Twain (1835 – 1910)
Mit diesem Bericht melde ich mich ganz offiziell zurück nach der Sommerpause und es geht dieses Mal, wie könnte es anders sein, natürlich um die Erlebnisse der vergangenen 2 Monate.
Schon die Calimeros sangen einst in ihrem gleichnamigen Schlager vom weißen Strand von Maspalomas und weil das Lied ein ziemlicher Ohrwurm meiner Kindheit war, galt es heuer im Sommer herauszufinden, was es damit denn so auf sich hatte und was denn so besonders an diesem weißen Strand war.
Gran Canaria, das klang für mich immer ein bisschen nach Bettenburgen, Strandurlaub und ein bisschen Langeweile. Doch war das wirklich so? Nach unserem Urlaub auf der Kanareninsel kann ich sagen: Nein!
Gran Canaria ist vielfältig! Von den endlosen Sandstränden im Süden über trocken, karge Felsen im Zentralland, über eine sehr schroffe Westküste bis zu fruchtbaren, grünen Regionen im Norden der Insel, finden sich sehr abwechslungsreiche Landschaften. Kleine Berg- und Fischerdörfer verzaubern mit ihrem Charme, die Hauptstadt Las Palmas versprüht urbanes Flair. Gran Canaria ist so viel mehr als eine reine Pauschalurlaubs-Insel. Sie eignet sich durchaus für Individualtouristen, die auf eigene Faust die Umgebung erkunden wollen, oder für Aktivurlauber, die sich an den unzähligen Wandermöglichkeiten erfreuen.

Die Halbstarken und ich verbrachten 1 ganze Woche dort – und wir hätten es problemlos noch länger dort ausgehalten. Ja, es gibt ihn, den berühmten weißen Strand von Maspalomas im Süden der Insel und es liegt dort auch das touristische Zentrum Gran Canarias. Playa del Inglés, San Agustin und wie die Orte, in denen sich die Bettenburgen aneinander reihen alle heißen mögen, sie existieren tatsächlich. Und sie sind genau so, wie man sie sich vorstellt: laut, überfüllt, voll von Entertainment und Konsum.
Doch daneben gibt es auch das andere Gran Canaria, das Urtümliche mit seinen kleinen Dörfern, einsamen Stränden und idyllischen Gebirgslandschaften. Und eine Reise dort hin zahlt sich absolut aus und weicht sehr vom billigen Massentourismus-Image der Insel ab.
Will man Gran Canaria erkunden, lohnt es sich, ein Auto zu mieten. Es gibt ein dichtes öffentliches Verkehrsnetz auf der Insel, die sogenannten „Guaguas“ fahren bis ins letzte Bergdorf – aber sie tun das zum Teil sehr selten und man lässt viel Zeit auf der Strecke. Außerdem bietet ein Mietwagen der Vorteil, jederzeit halten zu können und die teilweise atemberaubenden Ausblicke zu genießen. Sehr gute Erfahrungen haben wir, genauso wie auf Teneriffa und La Palma, mit der Firma Cicar gemacht.
Erster Stopp auf unserer Rundreise war das einstige Fischerdorf Puerto de Mogan. Mittlerweile hat sich der Ort mit seinem schönen Hafen und den bunten Häusern auch zu einem der wichtigsten Touristenattraktionen herausgemausert und ein Teil der ursprünglichen Idylle ging verloren, dennoch ist es gemütlich, in einem der vielen Hafencafés zu sitzen und das bunte Treiben zu beobachten. Und wenn man halbwegs zeitig in der Früh kommt, ist der Ort auch noch nicht überströmt von Tagestouristen, die mit Bussen und Schiffen herbei gekarrt werden, sodass man in Ruhe durch die kleinen Gässchen bummeln kann. Herrliche Fruchtshakes haben wir übrigens im Restaurant direkt am Hafen getrunken…
Weiter ging es dann Richtung Nord-Westen der Insel. Wunderschön, wenn auch mit den engen, unübersichtlichen Kurven manchmal ein bisschen furchteinflößend, ist die Küstenstraße im Westen der Insel, von Puerto de Mogan bis hinauf in den Norden der Insel. Es geht bergauf und bergab und man darf es nicht wirklich eilig haben und für die Fahrt genug Zeit einkalkulieren um auch mal stehen zu bleiben und den Ausblick weit über den Atlantik zu genießen. Biegt man von der Küstenstraße GC 200 auf eine der kleinen Seitenstraßen GC 204 oder GC 205 ab, so kommt man bis ans Meer hinunter und findet sich meist ganz alleine an einem wunderschönen, schwarzen Strand wieder. Aber Vorsicht, die Straßen sind eng, kurvig und schlecht asphaltiert und ein halbwegs geländegängiges Auto ist durchaus von Vorteil.
Bevölkert ist die schroffe Gegend im Westen der Insel kaum, erst bei La Aldea de San Nicolás trifft man wieder auf Zivilisation. In diesem kleinen Ort findet man übrigens auch den größten Kaktus der Welt im Park Cactualdea – uns hat allerdings der Eintrittspreis etwas abgeschreckt.
Fährt man weiter nordwärts kommt man in den kleinen Fischerort Aguete, der durch seinen Fährhafen Puerto de las Nieves (mit Schnellboot-Verbindungen nach Teneriffa) belebt wird. Dort reiht sich ein Fisch-Lokal ans andere und man bekommt für wenig Geld ein herrliches, frisches Abendessen – inklusive persönlicher Unterhaltung durch die Lokalbesitzer!
Während die Westküste karg und felsig ist, wird die Insel gegen Norden zu wieder flacher und landschaftlich sehr erschlossen. Das Hauptanbauprodukt und gleichzeitig Exportware Nummer 1 der Kanaren sind übrigens Bananen – bis zu einer Seehöhe von 500 m sind die Inseln geradezu zugepflastert mit Bananenplantagen. Nicht unbedingt eine Augenweide, sind diese doch oft mit riesigen Plastikplanen abgedeckt, aber für die Wirtschaft der Inseln eben essentiell.
Ganz im Nordwesten lohnt sich ein Abstecher zum Leuchtturm von Galdár. Achtung, es ist windig dort – haltet eure Kappen und Sonnenhüte fest!!
Absolut sehenswert ist auch ein Tagesausflug ins Landesinnere. Am besten nimmt man dazu von Maspalomas aus die GC 60 Richtung San Bartolomé de Tirajana immer bergauf. Die Straße ist tadellos und gut erschlossen, es finden sich auch immer wieder Halteplätze mit einer herrlichen Aussicht, die man sich nicht entgehen lassen soll, außerdem kann man Aloe Vera Plantagen und eine Kamelfarm besuchen.
Das erste Dorf, das man schließlich erreicht, ist Fataga. Hier findet man noch traditionelle Handwerksbetriebe und kleine Bauernhöfe nebeneinander, ein Pause hier lohnt auf jeden Fall.
Kurz vor San Bartolomé kann man an einer alten Mühle Halt machen, die in einen wunderschönen Palmen-Park eingebettet ist. Ein kleiner Spaziergang hier ist perfekt, um sich nach der Autofahrt die Beine etwas zu vertreten.
Weiter geht es dann nach San Bartolomé, wo man sich unbedingt in der Bäckerei „La Panera de Tunte“ stärken soll. Neben allerlei süßen Köstlichkeiten werden auch Sandwiches frisch zubereitet.
Von nun an wird es steil und gebirgig, wenn man weiter Richtung Roche Nublo fährt – mit guten 2000 m ist das die höchste Erhebung der Insel und die Felsen selbst ragen charakteristisch in den Himmel. Der „Finger“ ist auch gleichzeitig das Wahrzeichen Gran Canarias. Vom gut beschilderten Parkplatz aus geht es ca. 1/2 h bergauf, anfangs noch durch einen Wald, später geht man dann doch ein Stück in der prallen Sonne. Es empfiehlt sich daher, die Wanderung entweder früh am Morgen oder erst am späten Nachmittag zu machen – oder zumindest genug zu trinken mitzunehmen.
Der Ausblick von ganz oben entschädigt für die Strapazen, bei klarer Sicht kann man in der Ferne sogar Teneriffa mit dem Vulkan Teide erblicken.

Im Hochland gibt es eine Ringstraße, auf der man quasi den Berggipfel umrundet um schließlich – eventuell nach einer kurzen Pause im durchaus ansehnlichen Dorf Tejeda (auch hier gibt es eine herrliche Bäckerei mit Mandelspezialitäten, immer der Nase nach zur „Dulceria Nublo“) – wieder über die selbe Straße zurück zum Ausgangsort zu fahren. Auch hier sollte man mehr Zeit einplanen, als man nur aufgrund der Distanz annehmen würde. Die Straßen sind zwar ausgebaut, dennoch muss man zwischendurch manchmal bei Gegenverkehr anhalten und aufgrund der vielen Serpentinen kommt man nur langsam voran.

Auch sehr sehenswert – und am besten mit dem Auto zu erreichen – ist das Tal Barranco de Guayadeque, einer wirklich beeindruckenden Schlucht. Am Weg dorthin macht man in Agüimes Rast und genießt einen Kaffee in der „Bar Alegranza“ am Hauptplatz, wo man vor allem vormittags das emsige Treiben nach der Messe beobachten kann.

Schon bald sieht man auf den Hängen die ersten Höhlen und fährt man noch weiter taleinwärts, werden diese immer mehr. Die Landschaft wird hier auch üppiger und das Klima etwas feuchter und während die Küstenregion eher spärlich bewachsen ist, findet man hier eine Vielzahl and endemischen Pflanzen. Am Eingang des Tales befindet sich linkerhand ein kleines Museum, das Centro de Interpretation Guayadeque, fährt man etwas weiter, kann man hangaufwärts an den teilweise noch bewohnten Höhlen vorbeispazieren.

Nicht entgehen lassen sollte man sich ein Mittagessen in einem der Höhlenrestaurants am Ende des Tales. Bekannt, und auch von uns als gut befunden, ist das Restaurant Tagoror, wo man typisch kanarische Spezialitäten in ganz besonderer Atmosphäre serviert bekommt. Unbedingt, sollte man nicht ohnehin drinnen speisen, einen Rundgang durch das verzweigte Höhlensystem machen, in dem das Restaurant untergebracht ist.
Es ist ja fast peinlich, das einzugestehen: aber wir haben es in 1 Woche Gran Canaria nicht geschafft, die Hauptstadt Las Palmas zu besuchen. Eigentlich war dafür der letzte Tag eingeplant gewesen, da es aber nicht möglich war, am Flughafen unser Gepäck zu deponieren, mussten wir leider darauf verzichten. Ich kann dir also nur vom Hörensagen berichten, dass sich ein Ausflug dorthin auf jeden Fall lohnt, ist Las Palmas nicht nur das kommerzielle und kulturelle Zentrum der Insel sondern besitzt mit der Playa de las Canteras auch einen der schönsten Stadtstrände. Sagt man..
Ich will es nicht leugnen: auch wir waren am weißen Strand von Maspalomas – und wir mochten ihn. Die Dünen vermitteln Wüsten-Feeling und wenn man ein Stück den Strand entlang geht, findet man durchaus ruhige Buchten, in denen man es sich gemütlich machen kann. Und das Herumklettern auf den bis zu 20 m hohen Sandbergen macht Spaß – das Herunterkugeln noch viel mehr (das Auswaschen des Sandes aus Haaren und Kleidung anschließend schon ein bisschen weniger…) und wer möchte, kann sogar einen Kamelritt zwischen den Dünen sehen unternehmen. Das war uns dann aber doch zu viel des Guten…

Wir mochten auch die Esplanade von Maspalomas. Vor allem am Abend war es nett, dort ein bisschen zu schlendern und in einem der (leider ziemlich überteuerten) Restaurants einzukehren und das bunte Treiben zu beobachten. Auch unser Hotel Palm Oasis kann ich dir guten Gewissens weiterempfehlen, denn wir haben uns dort sehr wohl gefühlt und das Preis/Leistungs-Verhältnis war einwandfrei. Wie viele Hotels in Maspalomas lag es nicht direkt am Strand, zu Fuss war es etwa 40 Minuten entfernt. Die Anlage war aber wunderschön und es gab einen regelmäßigen Shuttle-Bus bis ins Zentrum, sodass das kein Problem war.
Gran Canaria hat uns gefallen. Wirklich und ganz echt, denn es gibt abseits der Touristenhochburgen vieles zu entdecken, das eine Reise auf die zweitgrößte Kanarische Insel durchaus zu einem Erlebnis macht.
Mein Gran Canaria-Tipp: Ganz zeitig in der Früh durch Puerto de Mogán schlendern oder bei einer Tasse Kaffe zusehen, wie die Fischer mit ihren Fängen eintreffen.
Lust auf weitere Insel-Abenteuer? Wie wäre es zum Beispiel mit einem Ausflug nach Malta, Island, Spitzbergen oder auf die Schäreninseln?
- Malta – Valletta, Europas kleinste Hauptstadt ganz groß
- ISLAND – zwischen Nordlichtern, Vulkanen und Geysiren
- SCHÄRENGARTEN – reif für die Insel Teil 1 – Stockholmer Schärenwelt
- SCHÄRENGARTEN – reif für die Insel Teil 2 – Schärenwelt vor Turku
- SPITZBERGEN – auf Eisbärenjagd in arktischen Gefilden
Dieser Artikel kann unbezahlte Werbung enthalten.
4 comments on “GRAN CANARIA – am weißen Strand von Maspalomas…”