Es gibt nur zwei Weisen die Welt zu betrachten: Entweder man glaubt, dass nichts auf der Welt ein Wunder sei, oder aber, dass es nichts als Wunder gibt. Albert Einstein (1879-1955)
Ganz weit draußen im Atlantik liegt die westlichste der Kanarischen Inseln: La Palma. Neben den großen Schwesterninseln Teneriffa, Gran Canaria oder Fuerteventura steht sie an Popularität etwas zurück – eigentlich schade, wie ich finde, denn La Palma hat vieles zu bieten und wird völlig zu Recht „La isla bonita“, die schöne Insel genannt. Aber vielleicht ist es auch gut, dass La Palma immer noch eine Art Geheimtipp unter den kanarischen Inseln ist, denn so hat sie sich viel von ihrer Originalität bewahrt und bietet ohne jeglichen Massentourismus die Gelegenheit, kleine, urtümliche Dörfer kennenzulernen, einsame Buchten zu besuchen oder ausgedehnte Wanderungen zu unternehmen.
Alleine die Hauptstadt, Santa Cruz de la Palma, ist einen Besuch der Insel wert, denn mit ihrem kolonialen Flair sie ist wirklich entzückend. Fast könnte man meinen, in Südamerika zu sein! Zentrum der Stadt und erste Anlaufstelle für Touristen ist die Plaza de España, auf der sich das Rathaus mit seinen Arkaden sowie die Kirche Iglesa de El Salvador, die durchaus einen Besuch lohnt.
Charakterisiert ist die Architektur der Stadt durch enge Gassen sowie alte Holzhäuser mit Holzbalkonen, die sich beinahe an jedem Haus finden. Diese sind heute nur mehr zur Zierde da, früher dienten sie den Bewohnern als Abstell- und Kühlraum und Gerüchten zufolge wurde auch die Notdurft dort verrichtet, um den Gestank aus den Wohnungen fern zu halten.
Von der Plaza de España aus erstreckt sich die Calle O’Daly, die Fußgängerzone der Stadt in beide Richtungen, hier lässt es sich herrlich flanieren und Souvenirs einkaufen.
Spaziert man noch etwas weiter nordwärts, stößt man, nachdem man einen kleinen Park durchquert hat, auf ein etwas eigenartiges Gebilde, auf ein Schiff mitten in der Stadt. Es ist eine Nachbildung von Columbus‘ „Santa Maria“ und beherbergt das Maritime Museum. Davor steht eine Skulptur eines Zwerges, der mit seinem Hut an Napoleon erinnert. Zwerge haben auf La Palma eine lange Geschichte und stellen das Symbol der Insel dar. Um sie ranken sich viele Legenden und alle 5 Jahre findet ein Zwergenfest statt, bei dem sich die Bewohner verkleiden und Umzüge durch die Stadt veranstalten.
Wirtschaftlich von Bedeutung für die Stadt und die ganze Insel ist der Hafen, an dem nicht nur Fähren zu den Nachbarinseln und Frachtschiffe, sondern auch große Kreuzfahrtschiffe anlegen.
Vom Hafen aus erstreckt sich die Avenida Maritima die Promenade entlang, vorbei am Hausstrand der Stadt, einer künstlich angelegten Bucht mit schwarzem Sand. Manchmal lässt es sich dort herrlich baden, an anderen Tagen, wenn der Atlantik besonders wild ist, hält man sich besser fern, denn dann schlagen die Wellen mit enormer Wucht über die Kaimauern.
La Palma erobert man am besten mit dem Mietauto. Es gibt ein Bussystem, das bis ins kleinste Bergdorf führt, die Intervalle sind allerdings nicht sehr regelmäßig und man ist mit einem Auto einfach flexibler, zumal es auch sehr unkompliziert und günstig ist, ein Auto zu mieten. Mit der Firma Cicar haben wir gute Erfahrungen gemacht, es gibt aber auch etliche andere Autovermieter auf der Insel.
Die Hauptattraktion von La Palma ist eindeutig die Caldera de Taburiente, der Vulkankessel mit seiner besonderen Flora und Fauna. Wie imposant die Caldera ist, zeigt sich am besten, wenn man von oben hinab schaut. Dazu begibt man sich (und dafür braucht man nun wirklich ein Auto) hinauf zum Roque de los Muchachos auf fast 2.400 m! Bei klarem Wetter hat man einen herrlichen Ausblick in den Kessel, aber auch hinab bis zu den umliegenden Küsten und weit übers Meer. Manchmal – so wie bei unserem Besuch – machen einem aber die von den Passatwinden herbeigetriebenen Wolken einen Strich durch die Rechnung. Die Auffahrt lohnt sich aber trotzdem, man findet oben nämlich eines der weltweit wichtigsten Observatorien mit zahlreichen Teleskopen, die allesamt etwas futuristisch anmuten, aber durchaus sehenswert sind.
Will man unseren Sternenhimmel beobachten, so ist La Palma überhaupt ein heißer Tipp, denn kaum wo findet man so viele Sterne am Nachthimmel, wie hier. Das liegt an der Lage der Insel fernab der Zivilisation, sodass hier die Lichtverschmutzung deutlich geringer ist als in dichter bevölkerten Gebieten. Es werden auch spezielle Sternenführungen angeboten, auf die wir leider verzichten mussten, da jeden Abend ganz gemeine Wolken aufgezogen sind.
Empfehlenswert ist es auch, einen Besuch des Nationalpark La Caldera de Tabuierte vom Besucherzentrum aus zu beginnen. Hier erhält man alle nötigen Informationen über den Park und bekommt auch Wanderkarten zur Verfügung gestellt. Aufgrund der üppigen Vegetationen, der ganz speziellen Felsformationen und der immer wieder spektakulären Ausblicke lohnen sich Wanderungen in diesem Gebiet allemal, auch mehrtägige geführte Touren werden angeboten.
Weniger üppig zeigt sich der Süden der Insel, dafür wartet dieser mit anderen Besonderheiten auf. Einerseits finden sich dort mehrere kleinere Vulkane, die durchaus einen Besuch lohnen. Nahe Fuencaliente gibt es ein Besucherzentrum, das über die Vulkane informiert und auch eine kurze Dokumentation über die Entwicklung der Insel zeigt. Direkt vom Besucherzentrum aus wandert man dann auf einem einfachen Weg zum Krater des Vulkans San Antonio. Während wir sonst auf der Insel kaum andere Touristen trafen, fanden wir hier eigentlich die meisten Besucher (aber immer noch nicht so viele, dass es wirklich störend war…).
Hat man sich an dem Ausblick dort – und der ist wirklich herrlich – bei gutem Wetter kann man sogar den Pico del Teide auf Teneriffa erblicken – sattgesehen, kann man eine etwa einstündige Wanderung zu einem zweiten Vulkan, dem Teneguia, machen. Auch das lohnt sich auf jeden Fall, der Weg über diverse Lavaformationen ist wirklich beeindruckend und man trifft am Weg unzählige kleine Echsen, die darauf verspielt herumklettern und ganz zutraulich werden, wenn man ihnen Essbares entgegenhält.
Einen Ausflug zu den Vulkanen kann man wunderbar mit einem Abstecher zu der einzigen Saline verbinden, die es auf La Palma. Dort sieht man, wie in unzähligen Wasserbecken Salz gewonnen wird. Ein beschilderter Rundgang von etwa 1/2 h erklärt in mehreren Sprachen den Prozess der Salzgewinnung und am Ende lädt der zugehörige Shop natürlich dazu ein, sich mit dem dort gewonnenen Flor de Sal einzudecken. Die der Salzgehalt der Becken nimmt übrigens mit der Nähe zum Meer zu, das heißt, in den am weitesten landwärts gelegenen Becken ist er noch am geringsten, während er zum Meer hin immer höher wird. Die rosa Färbung stammt übrigens von den Salinenkrebschen, die sich in den Becken befinden.
Neben der Saline gibt es übrigens gleich 2 Leuchttürme (ich liebe ja Leuchttürme!!!), die ein herrliches Fotomotiv abgeben. Nur so nebenbei erwähnt, für die anderen Leuchtturm-Junkies unter meinen Lesern…
Im Norden ist La Palma eher schroff und karg, es finden sich auch kaum Strände dort. Allerdings wurden – da der Atlantik ja durchaus seine wilden Seiten hat und das Schwimmen im Meer sonst oft gar nicht möglich wäre – künstliche Meerwasserbecken angelegt, die durchaus zum Baden einladen. Und es gibt, wie so häufig auf den kanarischen Inseln, weitläufige Bananenplantagen. Diese stellen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, sind aber nicht unumstritten, da sie das Landschaftsbild doch beeinträchtigen (die meisten Plantagen sind mit hässlichen Plastikfolien abgedeckt…) und auch einen enormen Wasserverbrauch haben. Aber wie dem auch sei, die „Plátanos de Canarias“, wie die Bananensorte dort heißt, ist köstlich und wir haben auch hier den ein oder anderen Fotostop eingelegt.
Eine weitere Attraktion, die man sich auf La Palma keinesfalls entgehen lassen sollte, ist eine Wal- und Delphintour, denn unweit von der Küste tummelt sich eine Vielzahl dieser imposanten Tiere. Die Touranbieter müssen spezielle Auflagen erfüllen um die Tiere so wenig wie möglich in ihrem natürlichen Lebensraum zu stören, weshalb die Fahrten auf La Palma zwar teurer sind als etwa gleichartige Angebote auf der Nachbarinsel Teneriffa, dafür aber hoffentlich auch tierfreundlicher. Wir waren einen halben Tag lang mit den Ocean Explorer unterwegs – Ausgangspunkt ist immer der Hafen von Tazacorte im Westen der Insel – und haben es sehr genossen. Die Wale haben sich zwar vor uns versteckt, aber wir bekamen unzählige Delfine und sogar riesige Meeresschildkröten zu Gesicht. Zum Abschluss gab es noch eine Fahrt in eine Höhle, die Cueva Bonita, sowie einen Badestopp in einer kleinen Bucht.
Der Hafen von Tazacorte ist übrigens entzückend mit seinen bunten Häusern. Man findet dort viele nette Restaurants, in denen man herrliche Fischgerichte und Meeresfrüchte essen kann. Und anschließend bietet sich eine kleine Siesta am schwarzen Sandstrand geradezu an.
Wusstest du, dass es auf La Palma einen echten Regenwald gibt? Wir auch nicht, bis wir dort waren und uns davon verzaubern ließen. Es gibt dort zwar keine Affen, wilden Schlangen oder sonstiges Getier, das man so landläufig in einem Regenwald erwarten würde, aber eine absolut üppige Vegetation und beeindruckende Wasserfälle. Vom Norden kommend biegt man nach dem Ort Los Tilos in ein kleines Tal ein und von dort aus geht es dann zu Fuß weiter entlang kleiner Bäche, durch Pflanzentunnel bis zum Wasserfall am Ende des Tales. Eifrige Wanderer können lange Touren auf gut ausgeschilderten Wegen unternehmen, hat man weniger Zeit, sollte man aber zumindest diese Mini-Tour bis in den Talkessel hinein unternehmen. Es empfiehlt sich aber gutes Schuhwerk, denn die Wege sind recht glitschig!
La Palma ist keine Insel für Pauschalurlauber und vielleicht etwas ungeeignet, sucht man nur Badestrände, denn diese sind vielerorts schöner und idyllischer. La Palma ist aber wunderbar geeignet, wenn man etwas Außergewöhnliches sucht und noch unberührte Natur genießen möchte. Leider hatten wir nur 4 Tage für La Palma eingeplant. Schade, denn retrospektiv wäre ein bisschen mehr Zeit dort sehr schön gewesen. Aber wer weiß, vielleicht verschlägt es uns ja wieder einmal dort hin…?
Praktische Informationen:
Anreise:
- Fähre von Teneriffa oder La Gomera (3 bzw. 2 Stunden) mit Fred Olsen oder Naviera Armas
- Flug von den meisten anderen kanarischen Inseln mit der einheimischen Fluglinie Binter
Hotel:
Es gibt einige größere Hotels auf der Insel, hauptsächlich findet man aber kleine Familienunternehmen und Privatunterkünfte. Wir hatten ein Appartement im Aparthotel El Galeon gemietet und waren damit sehr zufrieden. Zu Fuß war das Zentrum in etwa 15 min zu erreichen und der Blick über den Hafen war wirklich beeindruckend.
Mietauto:
Gute Erfahrungen auf mehreren Inseln haben wir mit der Firma Cicar gemacht. In der Hochsaison empfiehlt es sich jedoch, im Voraus ein Auto zu reservieren
Wie wäre es jetzt noch mit einem Abstecher auf eine andere der 7 (bzw. neuerdings 8) kanarischen Inseln? Gran Canaria hat auch jede Menge Interessantes zu entdecken!
3 comments on “LA PALMA – zu Besuch auf der Isla Bonita”