ÅLAND – Inseltraum à la Pippi Langstrumpf

6 Kommentare
Manchmal brauchen wir einfach eine kleine Auszeit. Denn manchmal ist Dasitzen und Nichtstun alles, was wir brauchen um glücklich zu sein. (Unbekannt)

Zwischen Schweden und Finnland im Bottnischen Meerbusen liegt die Inselgruppe Åland (man sollte sie mit einem langen „O“ am Anfang aussprechen, will man nicht gleich als Banause erkannt werden…). Weil ich ja ein gewisses Faible für den Norden habe, die Schäreninseln sowohl auf der Schwedischen als auch der Finnischen Seite überaus mag und heuer sowohl Finnland als auch Schweden unsicher gemacht habe, musste ich da natürlich auch mal hin – nocheinmal hin, besser gesagt, denn vor vielen, vielen Jahren war ich schon einmal auf Åland (mit „O“… richtig! Es wird ja schon…) auf einem Musikfestival. Meine Erinnerungen daran sind allerdings schon ziemlich verblasst, oder waren nie ganz präsent… aber das ist eine andere Geschichte. Nun war es Zeit, für ein richtiges Wochenende auf Åland – perfektIMG_1534

Åland weist einige Besonderheiten auf, die es zu einem speziellen Reiseziel machen.

  • Die Inselgruppe gehört politisch zu Finnland, es wird dort aber Schwedisch gesprochen.
  • Auch sonst ist alles sehr „Schweden-Lastig“, man kann sogar mit Schwedischen Kronen bezahlen, auch wenn der Euro die offizielle Währung ist
  • Åland hat eigene Autokennzeichen, eine eigene Post und mit dem Suffix .ax sogar eine eigene Internetdomain.
  • Auf Åland findet sich massenhaft roter Granit, weshalb die Straßen dort alle rötlich sind.
  • Es gibt ein eigenes Fernsehprogramm, 2 Tageszeitungen und sogar eine Universität.
  • Die Åländer sind sehr heimatverbunden – fast alle jungen Inselbewohner, die zu Ausbildungszwecken aufs Festland müssen, kehren anschließend auch wieder zurück.
  • Die Bevölkerungsdichte ist niedrig und man fühlt sich eigentlich permanent wie in einer „Pippi-Langstrumpf-Landschaft“, wenn man so durch die Gegend fährt.

IMG_1518Insgesamt umfasst Åland etwa 6.500 Inseln und Inselchen und hat an die 30.000 Einwohner. Die Anreise klappt am besten per Fähre entweder vom Schwedischen oder vom Finnischen Festland aus und die Fahrt an sich ist schon ein kleines Abenteuer, fast wie eine Minikreuzfahrt. Ich bin mit der Viking Line von Turku aus nach Mariehamn gefahren (als Alternative bietet auch die Silja Line regelmäßige Fährverbindungen an) und auf der Rückreise mit der selben Linie nach Stockholm übergesetzt.

Die Schiffe sind tadellos, bieten allerlei Komfort, verschiedene Restaurants, Shoppingmöglichkeiten und Unterhaltungsprogramme, sodass die Fahrt sehr kurzweilig ist. Aber das wäre sie auch sonst, man fährt nämlich, egal von welcher Seite man kommt, stundenlang durch den Schärengarten durch und kann sich an unzähligen Inseln eigentlich kaum sattsehen. Diese Überfahrten sind überaus beliebt, als Fusspassagier (also ohne mitreisendes Fahrzeug) ist es aber kein Problem, auch kurzfristig ein Ticket zu ergattern. Während Touristen am Fenster sitzen und es genießen, die wunderschöne Landschaft auf sich wirken zu lassen, haben die Einheimischen nur eines im Sinn: zollfreies Einkaufen und verhältnismäßig günstigen Alkohol konsumieren.IMG_1504

Hauptstadt der Inselgruppe und gleichzeitig Ziel der Fährfahrt, ist Mariehamn, ein schmuckes Städtchen, das sowohl östlich als auch westlich am Meer liegt. Es hat eine sehr gemütliche Fußgängerzone, wo man nur kleine Einzelhandelsgeschäfte und einige nette Cafés findet (die sonst überall präsenten großen Handelsketten sind nur  im einzigen Einkaufszentrum der Insel am nördlichen Stadtrand vertreten), wo man aber so ziemlich alles kaufen kann, was man so braucht. Es gibt etliche Museen, einen Fährhafen und einen sehr betriebsamen Gästehafen, Schulen, einige Hotels und ein eigenes Krankenhaus. Eine ganz normale Kleinstadt eben, mit dem Unterschied, dass weit und breit sonst nur recht wenig Zivilisation ist. Ach ja, und einen Flughafen gibt es natürlich auch, aber die Anreise per Schiff ist natürlich viiiiiel schöner.

Was die Åland-Inseln aber so besonders macht, ist nicht die kleine Hauptstadt, sondern die Vielfältigkeit der Natur, die Abgeschiedenheit und die Ruhe und Gelassenheit, die man dort findet. Natürlich ist ein Wochenende viel zu kurz, um das  alles richtig zu erleben, möchte man etwas wandern gehen oder Kajak-Touren machen, sollte man schon eine Woche einplanen. Soviel Urlaub hatte ich leider nicht, und so mussten eben 3 Tage reichen, um einen Eindruck von der Inselwelt zu bekommen und die Schönheit etwas auf sich wirken zu lassen.IMG_1561

Ich hab mir also, nachdem ich den ersten Tag in Mariehamn und Umgebung verbracht habe, am 2. Tag ein Fahrrad ausgeborgt (fast jedes Hotel stellt Leihräder  günstig zur Verfügung, es gibt aber auch etliche „offizielle“ Fahrradverleihe) und bin damit auf Expeditionstour gegangen. Eine ganz schöne Herausforderung für einen Sportmuffel wie mich, denn auch wenn die Hauptinseln sich gerade mal über 50 km von Norden nach Süden und von Osten nach Westen erstrecken – da kommt ordentlich was zusammen. Ich finde allerdings, es ist eine sehr beschauliche und gemütliche Art sich fortzubewegen und während man so alleine über endlose Landsträßchen radelt, hat man genug Zeit und Muße, ein bisschen nachzudenken und zu sinnieren. Es gibt aber keine großen Steigungen zu überwinden (ein bisschen bergauf und bergab geht es aber trotzdem), sodass das eigentlich recht gut machbar ist.IMG_1526

Man fährt nicht nach Åland, um großartige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, man fährt hin, um die kleinen Dinge auf sich wirken zu lassen. Und gerade deshalb hat man dauernd das Gefühl, eine Pause machen zu wollen, etwas genauer sehen zu wollen oder (als Fotofreak…) ein Foto machen zu wollen.IMG_3678

Kleine Dinge… nun ja, eine Burg gibt es schön – Kastelholm, etwa 25 km von Mariehamn entfernt. Sehr hübsch, direkt am Wasser gelegen, erzählt sie von der Geschichte der Inseln, die bis weit ins Mittelalter zurück reicht und sehr eng mit der Schwedischen Geschichte verbunden ist.IMG_E3712

Gleich daneben gibt es ein Freilichtmuseum, wo man sieht, wie man seinerzeit auf Åland gelebt hat. Die Gebäude wurden alle auf verschiedenen Inseln abgetragen und im Museum wieder aufgebaut, sie sind begehbar und teilweise gibt es auch Leute, die einem etwas über die Geschichte erzählen.

Im kleinen Café habe ich einen original Åländischen Pfannkuchen probiert – lecker!!!IMG_3750

Typisch für die Inseln sind die Midsommar-Stangen, die eben zur Mittsommerfeier aufgestellt werden und dann das ganze Jahr die Versammlungswiesen der Dörfer zieren.IMG_1499

Alle größeren Orte auf Åland haben ihre eigenen Steinkirchen. Leider sind diese nur zu gewissen Zeiten geöffnet und nicht wie bei uns fast durchgehend zugänglich. Im Inneren hängen nämlich kleine Schiffe von den Decken, die dem Schutz der Seefahrer dienen sollen.IMG_3686

Kobba Klintar ist eine kleine Insel mit einem Lotsenhaus drauf, das bis in die 70er Jahre in Funktion war und dazu diente, die Schiffe sicher in den Hafen zu navigieren. Heute ist es nur mehr Touristenattraktion. Es gibt eigene Ausflugstouren dorthin und man kann das Lotsenhaus auch besichtigen. Wenn man mit der Fähre an- oder abreist kommt man automatisch daran vorbei und kann es aus der Ferne bewundern.IMG_1594

Nur etwa 60 der Inseln sind durchgehend bewohnt, wobei die meisten Leute natürlich nahe der Hauptinseln leben. Aber einige ganz Hartgesottene wohnen auch ganz weit draußen im Archipel. Das kleine Dorf Kökar im Südosten soll ebenso sehenswert sein, wie Eckerö ganz im Norden der Inselgruppe.IMG_E3778

Ich habe meine 3 Tage auf Åland (mit „O“ – jetzt geht’s schon automatisch, gell?) vollauf genossen (naja, den letzten Tag eher weniger, denn da hatte ich einen ordentlichen Muskelkater. Aber auch das ist eine andere Geschichte…) und hätte gerne noch etwas mehr Zeit dort verbracht. Vor allem hätte ich gerne eine Kajak-Tour gemacht und irgendwo in der Wildnis übernachtet. Aber das bleibt dann eben fürs nächste Mal übrig, denn auch wenn Åland schon etwas schwieriger zu erreichen ist, so ganz aus der Welt ist es dann ja doch nicht. Und es gibt ja bekanntlich immer ein nächstes Mal…IMG_1574

Mein Åland-Tipp: solltest du Åland mit dem Mietauto erkunden wollen, reserviere rechtzeitig eines. Die Angebote sind beschränkt und bist du zu spät dran, musst du dich, so wie ich, mit dem Drahtesel fortbewegen!

Lust auf noch mehr wunderbare Inseln und abgelegene Gegenden? Dann komm doch mit in den Schärengarten und nach Spitzbergen! Hier erwartet dich Inselfeeling pur!

Dieser Beitrag kann unbezahlte Werbung enthalten.

6 comments on “ÅLAND – Inseltraum à la Pippi Langstrumpf”

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s