Veränderung ist das Salz des Vergnügens. Friedrich Schiller (1759 – 1805)
Woran denkt man in der Welt, wenn von Österreich die Rede ist? Was sind die Clichés, die unser Land auszeichnen? Es sind die Berge, die Seen, der Schnee, Kühe, Lederhosen und unsere kulturellen Schätze. Es sind die Musik, freundliche Menschen und das berühmte Wiener Schnitzel. Man spricht von in einem Atemzug von Orten wie Wien, Salzburg – und Hallstatt
Am Wochenende war meine finnische Brieffreundin zu Besuch. Welch ein schöner Anlass, die Gäste und die Halbstarken ins Auto zu pferchen und das schöne Salzkammergut zu erkunden und genau dieses weltbekannte Hallstatt zu besuchen.
An Hallstatt habe ich wunderschöne Kindheitserinnerungen. Unzählige Male sind wir früher mit den Eltern oder der Schule hin gefahren, um das Salzbergwerk zu besichtigen und anschließend durch das kleine, an den Berg „geklebte“ Dorf zu spazieren. Und immer war es schön und gemütlich.
Wenn man im Internet nach Bildern von Hallstatt sucht, findet man genau „das“ Hallstatt-Panorama, die Kirche und der See im Vordergrund, die Berge hinten und immer strahlt die Sonne. Es herrscht eine Ruhe und die perfekte ländliche Idylle schlechthin.
Aber sieht die Realität wirklich so aus, wie sie uns im Film „Sound of Music“ bzw. auf Instagram & Co vorgegaukelt wird, oder sind die Bilder nur in einer Art Kulisse aufgenommen worden, die es so gar nicht mehr gibt???
Hallstatt ist wirklich wunder, wunderschön. Es blickt auf eine Jahrtausende alte Geschichte zurück, der Ortskern der kleinen Gemeinde stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist wahnsinnig gut erhalten. Die Häuser sind gepflegt, die Gässchen sauber und man merkt, wieviel Wert die Bewohner Hallstatts auf das Erscheinungsbild ihres Ortes legen. Blumen zieren die Balkone und Hauseingänge, alles ist liebevoll dekoriert und sehr sauber. Die alten Häuser mit ihren Holzbalkonen wirken wie liebevoll aufeinander geschachtelt und man kommt wirklich ins Schwärmen, wenn man durch Hallstatt spaziert.
Das Zentrum Hallstatts ist der Marktplatz mit seiner Dreifaltigkeitssäule und all den kleinen Cafés und Restaurants rundherum. Die perfekte Idylle – und genau so, wie man sich ein Dorf in den Alpen vorstellt. Ich kann wirklich verstehen, dass man als Tourist gerne hier her kommt. Als quasi Einheimische (ich bin ja selbst in Oberösterreich aufgewachsen) übrigens auch, denn es ist wirklich bezaubernd. Es lohnt sich, etwas inne zu halten und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen oder einfach das bunte Treiben zu beobachten.
Obwohl der Ort klein ist, gibt es in Hallstatt gleich 2 Kirchen: die evangelische direkt am See unten und die etwas kleinere, katholische Kirche, die ebenso wie viele Häuser direkt an die steilen Felsen „geklebt“ wurde. Hier findet man übrigens noch etwas ganz besonderes: Das Beinhaus. Da der Friedhof im Laufe der Zeit zu klein wurde, wurden die Gebeine wieder exhumiert, wenn Platz für weitere Tote gebraucht wurde. Als Respekt der Verstorbenen gegenüber wurden die Schädel dann teilweise bemalt und erfuhren im Beinhaus eine 2. Beisetzung. Derzeit findet sich dort eine Sammlung von 600 Schädeln, die gegen ein geringes Eintrittsgeld besichtigt werden können.
Hallstatt ist geprägt vom Salzbau. Bereits vor fast 7000 Jahren war die Gegend dort besiedelt und es wurde begonnen, in den umliegenden Bergen Salz abzubauen. Das hat einerseits dazu beigetragen, dass wir eine Menge über diese Zeit wissen, weil Gegenstände (und sogar Leichen) im Salz konserviert wurden und extrem gut erhalten sind. Und andererseits spielt das Salz auch heute in Hallstatt noch eine große Rolle, wird doch noch aktiv Salzbau betrieben. Wie das alles funktioniert, kann man bei einem Besuch im Salzbergwerk selbst erfahren!
Das haben wir natürlich gemacht! Mit der Standseilbahn ging es erst hinauf auf den Berg (ganz eifrige Sportler legen den Weg auch zu Fuss zurück… nun ja, das war nicht so ganz unsere Sache bei diesem Regenwetter). Dort erwartet einen erst mal ein grandioser Ausblick über den See vom Skywalk aus, wo man praktisch über Hallstatt in 360 m Höhe „schwebt“… ich fand das ja fast ein bisschen unheimlich…
Danach geht es eine viertel Stunde leicht bergauf zu den Salzwelten. Am Weg dorthin erfährt man bei diversen Stationen viel über die Geschichte der damaligen Zeit und die Anfänge des Salzbaues.
In richtige Bergbaukluft gekleidet, geht es schließlich zu Fuß in den Berg hinein in den sogenannten „Christina Stollen“ – ich hab mich ja sooooo gefreut!!! Dort sieht man dann teilweise live und teilweise in Multimedia-Shows, wie der Bergbau betrieben wird und wie man Salz gewinnt und man bekommt einen schönen Einblick in das harte Leben der Bergleute, bevor man mit dem Grubenhunt, einem kleinen Zug, nach etwa 1 Stunde wieder ans Tageslicht gelangt.

Wer noch mehr über die Geschichte des Salzbaus bzw. über die Hallstattzeit erfahren möchte, kann anschließend das Welterbemuseum im Ortszentrum besuchen, in dem ebenfalls auf sehr Art und Weise viel über die jahrtausendelange Geschichte des Ortes berichtet wird.
Verlässt man Hallstatt und fährt weiter Richtung Südufer des Sees, kommt man schließlich zu einer weiteren Attraktion der Region: den Dachstein-Krippenstein mit seiner spektakulären Höhlenwelt.
Mit der Seilbahn geht es über 3 Etappen auf den Berg hinauf, wo man die Rieseneishöhle oder die Mammuthöhle besuchen kann bzw. vom „5 Fingers Skywalk“ einen herrlichen Blick weit über die gesamte Region hinaus genießen kann. Viele hunderte Meter geht es da senkrecht hinunter – sehr beeindruckend!!!
Was für den Besucher eine pure Freude ist, hat natürlich auch Schattenseiten. In Hallstatt sind dies die Massen von Touristen, die den Ort täglich überströmen und die nicht nur auf Wohlgefallen stoßen. Gerade seit in China Fernreisen immer beliebter werden, nimmt die Zahl der Besucher stetig zu. Am Tag unseres Besuches war es relativ ruhig, wie wir von einem Verkäufer in einem Souvenirladen erfahren haben, kein Wunder, es schüttete ja in Strömen. Aber dennoch, alleine waren wir bei weitem nicht. Mit Bussen werden Besucher – vor allem aus dem südostasiatischen Raum – nach Hallstatt gekarrt, um für wenige Stunden schon fast Teil dieser schönen Szenerie zu werden. Berge, Seen und Wälder, das entspricht dort nämlich der Vorstellung der perfekten Harmonie, wie man sie eben in Hallstatt zu finden vermeint.
Die Realität ist allerdings eine andere, denn der kleine Ort wird von den Massen an Besuchern, die sich hier herum treiben, die den Marktplatz bevölkern, über den Friedhof stapfen und sich durch die kleinen Gässchen zwängen beinahe überrollt, sodass von der erhofften Idylle leider nicht mehr so viel übrig bleibt. Mittlerweile wurden die Buszufahrten limitiert um dem Ansturm irgendwie gerecht zu werden. Bereits am Ortsanfang finden sich Schilder in verschiedenen Sprachen, die darauf hinweisen, dass man hier ein bewohntes Dorf und kein Freilichtmuseum besucht und die Regeln vorgeben, wie man sich in Hallstatt zu verhalten hat. Traurig, dass das notwendig ist, nicht wahr? Aber nach unserem Besuch in Hallstatt kann ich auch das verstehen. Die Menschen sind nämlich teilweise wirklich unmöglich! Es wird gestoßen und gerempelt um nur ja schnell ein Selfie zu machen, es werden ungefragt Leute fotografiert, kaum dass sie ihr eigenes Haus verlassen, und es werden völlig ungeniert Privatgrundstücke betreten, als sei man selbst dort zu Hause.
Wir haben an unserem verregneten Besuchstag bestimmt nur die Light-Version des Super-Tourismus mitbekommen, aber auch die hat für mich schon gereicht, um nachzuvollziehen, warum man in Hallstatt nicht immer nur erfreut über den Besucherstrom ist. Wie gesagt, vor allem sind es Gäste aus Südostasien, die Hallstatt bevölkern. In China ist man sogar so begeistert von dem Ort, dass man ein eigenes „Hallstatt“ in der südchinesischen Provinz Guangdong 1 : 1 nachgebaut hat. Verrückt, oder?
Die eingangs beschriebenen Clichés von der Alpenland-Idylle werden zwar großteils erfüllt, aber Hallstatt ist so viel mehr, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Und es bleibt zu hoffen, dass es der Ort mitsamt seinen eifrigen Bewohner schafft, sich die Schönheit und Authentizität zu bewahren, die den besonderen Reiz Hallstatt ausmachen, ohne im völligen Touristensturm zu versinken.
Da Hallstatt aber nicht alles ist, was Österreich zu bieten hat, wie wäre es vielleicht mit einem Ausflug zu diesen besonderen Orten??
- MARIAZELL – auf Pilgerfahrt und Wandertour
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Liebe Christina,
wieder ein toller Reisebericht von Dir und wunderschöne Fotos!!! :o)
Liebe Grüße aus Mauern,
Stephi
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Vielen Dank liebe Stephi! Vielleicht sollten wir ja nächstes Mal gemeinsam nach Hallstatt fahren?
Viele liebe Grüße, Christina
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Ich muss gestehen, dass mir Hallstatt vorher unbekannt war. Sehr schöne Fotos und ein interessanter Reisebericht, auch was die Auswirkungen und Schattenseiten des Massentourismus betrifft.
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Freut mich, wenn ich dir was Neues zeigen konnte 😉 Wie gesagt, es ist WIRKLICH schön dort, aber halt leider seeehr gut besucht… Ich verstehe aber jeden, der es gerne sehen möchte und solange man sich freundlich und rücksichtsvoll verhält, gibts ja auch keine Probleme.
Ganz liebe Grüße, Christina
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Ich war letzten Winter in Hallstatt, coronabedingt war es sehr ruhig dort 😉 hab dazu auch eine kleinen Blogbeitrag verfasst.
Generell muss man aber schon sagen dass der Massentourismus dort (und auch in weiteren Städten) massiv zugenommen hat, da macht es keinen Spaß mehr. Venedig oder Dubrovnik soll ja ganz schlimm sein. Ich war z.b. 2019 in Norwegen im Geirangerfjord, ist ähnlich wie Hallstatt: steiler Berg, kleiner Ort, viel Wasser. Dort hatte ein großes Kreuzfahrtschiff angelegt und tausende asiatische Touristen stürmten den Ort, von beschaulicher Ruhe war da keine Rede mehr….
Ich für mich muss sagen finde das schade, suche mir mittlerweile eher kleinere Urlaubsdestinationen, nicht mehr die bekanntesten Hotspots.
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