VALLETTA – Europas kleinste Hauptstadt ganz groß!

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Reisen macht einen bescheiden. Man erkennt, welch kleinen Platz man in der Welt besetzt.  Gustave Flaubert (1821 – 1880)

Die heurigen Osterferien verbrachten die Halbstarken und ich auf Malta. Nicht in der Hauptstadt selbst sondern etwas außerhalb am Strand, aber dennoch führt an Valletta kein Weg vorbei – und das ist auch gut so.

Valletta (auf Maltesisch il-Belt Valletta) ist mit knapp 7000 Einwohnern die kleinste Hauptstadt Europas und zählt seit 1980 zum UNESCO Welterbe. Der Titel der kleinsten Hauptstadt rührt daher, dass wirklich nur die Altstadt Valletta heißt und alles, was sich außerhalb der Stadtmauern befindet einfach als andere Stadt gezählt wird. Abgesehen von der Stadtmauer merkt man den Übergang in die umliegenden Städte auch überhaupt nicht, es scheint eine in die andere zu fließen. Alles in allem ergibt sich dadurch im Norden Maltas ein großer Ballungsraum, in dem es keineswegs ruhig und beschaulich zugeht, wie man vielleicht auf den ersten Blick meinen möchte, sondern wo so richtig was los ist.IMG_8018

2018 trägt Valletta noch dazu – gemeinsam mit dem niederländischen Leeuwarden –  den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“. Valletta hat sich dazu groß rausgeputzt und ein Kulturprogramm erstellt, das sich sehen lassen kann.

Aber auch abgesehen davon gibt es in Valletta jede Menge zu tun und zu sehen. Die Halbstarken und ich haben ja naturgemäß etwas unterschiedliche Ansichten darüber, wie man eine Stadt besichtigt, aber hier ließen sich alle unser Vorstellungen eigentlich ganz gut unter einen Hut bringen. Will ich gerne bummeln und einfach die Atmosphäre einer Stadt auf mich wirken lassen, so brauchen meine Begleiter ein bisschen mehr „Action“, wollen mit „etwas fahren“, Türme erklimmen, Berge von Eis essen oder Ähnliches.IMG_2035

Der Busbahnhof Vallettas (fast alle Buslinien der Insel beginnen und enden übrigens hier und mit unserem Wochenticket für lediglich 20€ war es ein Einfaches, sich auf der Insel fortzubewegen, hat man sich erst mal an das etwas eigenwillige Bussystem gewöhnt…) liegt direkt vor dem Stadttor und so war es naheliegend, dass wir erst mal ein bisschen durch die Stadt schlenderten. Die kleinen Gässchen, die sich bergauf und bergab durch die Stadt ziehen sind lieblich und das Stadtbild ist geprägt von alten Häusern mit den typischen, bunten Holzbalkonen.IMG_7894

Bevor das Bummeln anfängt langweilig zu werden, hat man eigentlich auch schon wieder das Ende der Stadt erreicht und hat von oben einen herrlichen Ausblick auf den Hafen und auf das imposante Fort St. Elmo an der nördlichen Spitze Vallettas.

Obwohl Valletta so klein ist, findet man dort auch wunderschön angelegte Parks. Empfohlen wurden uns zwar hauptsächlich die Upper Barrakka Gardens, aber ehrlich gesagt, gefielen uns die Lower Barrakka Gardens mit ihrem Tempel in der Mitte fast ein bisschen besser.IMG_1968

Die Upper Barrakka Gardens sind auch hübsch und bieten einen schönen Blick direkt hinunter auf die Kanonen der Saluting Battery. Kanonen? Schießen? Während die Jungs anfangs eher lethargisch durch die Stadt schlurften, war ihr Interesse plötzlich geweckt! Malta ist ja eine Festungsstadt und früher wurden von den Kanonen Schüsse abgefeuert, um den Seeleuten zu zeigen, dass nun Mittag war. Aus diesem Grund braucht die Kanonen heute natürlich niemand mehr, aber die Tradition des Mittagsschusses ist geblieben.IMG_7992

Von den Upper Barrakka Gardens kann man übrigens den Lift bis hinunter an die Waterfront nehmen oder – so wie wir, die wir doch gut zu Fuss und durch die Knallerei plötzlich hellwach waren – über ein paar Gässchen hinunter laufen. Egal wie man sich hinbegibt, die Waterfront mit den vielen gemütlichen Lokalen darf man sich keinesfalls entgehen lassen. Wenn im Sommer die großen Kreuzfahrtschiffe ankommen, kann es schon mal ganz voll hier werden, während unseres Besuches war es allerdings schön ruhig und wir hatten die Flaniermeile praktisch für uns allein.IMG_8077

Wieder zurück in die Stadt nahmen wir dann doch den Lift (abwärts ist er übrigens gratis, nach oben muss man 1 € für die Fahrt zahlen…) – wir wollten ja „mit etwas fahren“. Vorbei am Großmeisterpalast schlenderten wir weiter durch die engen Gassen, aßen Eis (Mission 2 der jugendlichen Stadtbesichtigung-Bedingungen completed…) und genossen die ganz spezielle Atmosphäre der alten Stadt.IMG_7977

Ein Besuch der St. John’s Co-Cathedral musste dann aber doch sein, nicht aus religiösen, sondern eher aus kunsthistorischen Gründen und hat sich auf wirklich gelohnt, denn das „Innenleben“ der Kathedrale ist echt sehenswert. Alles funkelt von Gold und Edelsteinen, am Boden gibt es Grabplatten aus Marmor, die echte Kunstwerke sind. Die Halbstarken waren sehr damit beschäftigt zu überlegen, ob man denn ein bisschen etwas von dem ganzen Gold „einfach so“ mitnehmen könne, weshalb wir unseren Besuch dort dann doch eher kurz gehalten haben… Co-Kathedrale heißt sie übrigens deshalb, weil sie gemeinsam mit der Rotunda in Mosta Bischofssitz war.

Was man absolut nicht versäumen darf, wenn man Valletta besucht, ist eine Bootsfahrt durch den Hafen, den Grand Harbour. Malta hat einen der wenigen Naturhäfen des Mittelmeeres und durch die Festungsanlagen der Stadt wirkt er wirklich imposant. Gemeinsam mit dem Marsamxett Hafen, der etwas westlich von Valletta liegt, ist er sogar der größte Hafen des Mittelmeers. Der Hafen trennt Valletta von den 3 historischen Städten Cospicua, Senglea und Vittoriosa. IMG_8104

Achtung, die Rundfahrten beginnen nicht in Valletta selbst, sondern gegenüber an der Bootsanlegestelle Sliema. Dorthin kannst du entweder laufen, mit dem Bus oder am besten mit der Fähre fahren, die dir gleichzeitig einen wunderschönen Blick auf die Kulisse Maltas bietet. Anbieter für die Minikreuz-Fahrten gibt es viele, wir haben einfach das erste Schiff genommen, das abfahrbereit war, und ließen uns gemütlich die Geschichte der Stadt erzählen, während wir durch die beiden Häfen geschippert wurden. Toll, informativ und wirklich empfehlenswert!IMG_8114

Essen waren wir in Valletta übrigens nicht, obwohl es dort eine Vielzahl an tollen Lokalen gibt, in unserem Hotel wartete aber das Abendessen auf uns, sodass wir in der Stadt, abgesehen von ein paar Snacks (hier kann ich dir übrigens etwa empfehlen, das Pastizzi heißt und quasi „DAS“ Fast food auf Malta ist: Blätterteigtaschen, gefüllt mit Ricotta Käse oder mit einer Art Erbsenpastete. Beides seeehr lecker und sättigend!) nichts zu essen kauften. Ein nettes Café kann ich dir aber empfehlen (hab ich selbst mal durch das Stöbern in einem Blog gefunden…): Das Caffe Cordina. Da kann man auch herrlich draußen sitzen und leckere Honigringe essen, eine Spezialität, die sich auf Maltesisch Qaghaq tal-ghasel nennen. Gar nicht so einfach zu bestellen, aber sehr, sehr gut!

Eine Besonderheit Vallettas möchte ich dir noch vorstellen: die Liebe der Malteser zu Feuerwerken, sie sind richtige Meister darin. Zu jedem Anlass wird ordentlich geballert, es gilt die Regel: kein Fest ohne Feuerwerk und wenn du Glück hast, wirst du vielleicht auch selbst Zeuge eines tollen Lichtspektakels. Einmal im Jahr, Ende April, findet sogar ein internationales Feuerwerkfestival statt. Schade, dass wir das knapp verpasst haben.IMG_2007 (1)

Warst du schon mal in Valletta und hast besondere Vorschläge für unsere nächste Reise dorthin? Was hat dir besonders gut gefallen? Ich freue mich über jeden Tipp!

Vielleicht hast du ja Lust, weitere Europäische Kulturhauptstädte genauer anzusehen?

  • RIGA  trug den Titel 2014
  • BRÜSSEL  war 2000 Europäische Kulturhauptstadt
  • STOCKHOLM im Jahr 1998 und einige andere werde ich dir in meinen nächsten Artikeln noch vorstellen
  • PLOVDIV  ist 2019 Europäische Kulturhauptstadt

 

6 comments on “VALLETTA – Europas kleinste Hauptstadt ganz groß!”

  1. Was für ein schöner Bericht! Auf Malta war ich leider noch nie, scheint aber sehr empfehlenswert zu sein. 🙂
    Ich war in der Kulturhaupstadt 2013 (Marseille), allerdings nicht im Kulturhauptstadtjahr selbst, sondern 2 Jahre später.
    Nach Stockholm geht es heuer im Herbst noch. Werde daher diesen Beitrag gleich im Anschluss lesen. 🙂
    Meine Heimatstadt (Linz) war Kulturhaupstadt 2009. Darüber könnte ich auch mal einen Beitrag schreiben. Danke für die Inspiration! 🙂
    Liebe Grüße
    Julie

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    1. Freut mich, wenn dir der Artikel gefällt, liebe Julie! Oh, Stockholm!!! Du wirst es lieben – meine absolute Lieblingsstadt!!!
      Siehst du, das mit Linz ist auch eine gute Idee, daran hab ich bei den Kulturhauptstädten gar nicht gedacht. Und das, wo ich doch auch Oberösterreicherin bin…
      Herzliche Grüße, Christina

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